VORZEITIGER SAMENERGUSS (EJACULATION PRAECOX)

Diese Störung ist mit einer Prävalenz von 25 % eine der häufigsten Sexualstörungen des Mannes, häufiger noch als die Potenzstörung (Erektile Dysfunktion). Dabei kommt es, nach Einführen des Penis oder sogar schon vorher, in der Regel in weniger als 2 Minuten – manchmal sogar schon nach Sekunden – zu einem Samenerguss, während bei einem gesunden Paar die intravaginale Latenzzeit bei 3 – 15 Minuten liegt.

Man unterscheidet angeborene (ca. 75 %) und erworbene Varianten (25 %). Bei der primären, lebenslangen Form liegt eine angeborene Störung des Serotoninstoffwechsels vor. Negative persönliche Folgeerscheinungen sind erhöhter Leidensdruck, Frustration über ein unerfülltes Sexualleben, Vermeidung weiterer sexueller Aktivitäten. Hauptproblem ist allerdings eine Störung der Paarbeziehung. Da sich die weibliche Lust langsamer aufbaut, kommt es zu Frustrationen bei der Partnerin, die sich durch erneute Misserfolge immer weiter verstärkt. Nicht selten kommt es zur Vermeidung von jeglichen sexuellen Aktivitäten.

Bei den sekundären, erworbenen Formen entwickelt sich die Störung erst im fortgeschrittenen Alter, z. B. als Begleiterscheinung anderer Krankheiten. Anders als früher angenommen, spielt die Psyche keine Hauptrolle. Deshalb führt auch ein Partnerwechsel zu keiner Veränderung der Situation.

Verschiedene Therapieoptionen sind, neben einer Sexual- und Paartherapie, die Stopp-Start-Technik, die Squeeze-Technik, beschichtete Kondome und Lokalanästhetika. Neu ist eine medikamentöse Therapie mit einem Serotonin – Wiederaufnahmehemmer. Dieses Präparat liegt in 2 Dosierungen vor und wird vom Urologen nach umfangreicher Aufklärung über Ablauf und Nebenwirkungen mit Rezept (nicht erstattungsfähig) verordnet. Es kommt in 40 Prozent zu einer verbesserten intravaginalen Latenzzeit von 3 – 4 Minuten.

Bemerkenswert ist allerdings, dass nur ein sehr kleiner Teil der betroffenen Männer aus eigenem Antrieb das ärztliche Gespräch beim Urologen sucht, obwohl die meisten Männer ein solches Gespräch wünschen. Ursache sind Schamgefühl und Angst vor etwaigen Folgen, allerdings erhält damit nur ein kleiner Teil der Männer mögliche ärztliche Hilfe. Meistens sind es die Partnerinnen, die aktiv werden und den Mann zu einem Gespräch anmelden.