MÄNNER UND GESUNDHEIT

(12.11.2010) Aufgeschreckt durch die furchtbare Entscheidung von Robert Enke, seinem Leben nach vielen Jahren des unbemerkten inneren Kampfes ein Ende zu bereiten, sollte schon einige Gedanken Wert sein, wie diesem immer größer und häufiger werdenden Problem in unserer Gesellschaft begegnet werden kann. Die Zahl von 4–5 Millionen in unserem Land, die unter dieser schweren Erkrankung Depression leiden, nimmt weiter zu und leider auch die Zahl der Toten. Es wird von bis zu 4000 pro Jahr gesprochen, weit überwiegend Männer.

Eine grundsätzliche Schwierigkeit sehe ich in der Entwicklung der Männer, die schon in der Kindheit auf stark und männlich getrimmt werden, die keine Tränen oder Schwäche zeigen dürfen. Wenn dann vermehrt Druck in Schule, Ausbildung und Beruf in unserer Gesellschaft aufgebaut wird, Bezugspersonen (Väter, Lehrer) immer seltener Ansprechpartner darstellen, können sensible Menschen schnell in eine innere Verschlossenheit münden, aus der kaum noch alleine herausgefunden wird. Der von der Umwelt aufgebaute „Makel“, seelisch krank zu sein, führt zu weiterer Ausgrenzung, Angst und Misstrauen, dass selbst von familiär Vertrauten nicht überwunden werden kann. Es setzt sich eine Dynamik in Gang, die leider immer wieder tragisch enden kann.

Es muss bereits in früher Jugend den heranwachsenden Kindern und männlichen Jugendlichen überhaupt ein Gesundheitsbewusstsein vermittelt werden, dass darin mündet, dass auch Männer „vermeintliche“ Schwäche zeigen dürfen, wenn sie zur Vorsorge gehen oder einen ärztlichen Rat suchen, ohne direkt als Weichei oder Schwächling zu gelten. Die gerade gestartete Aktion der Deutschen Gesellschaft für Mann und Gesundheit sollte unterstützt werden, wo für Männer zwischen dem 18. und 35. Lebensjahr eine neue „U 25“ angeboten wird. Hier kann vielleicht frühzeitig ein Vertrauensverhältnis aufgebaut werden, das auftretende Fragen zu Körper, Seele und Geist kompetent beantwortet und Hinweise zu Ernährung und Gesundheit gibt.