JUNGEN – DAS BENACHTEILIGTE GESCHLECHT?
(12.10.2010) Unter medizinischen Gesichtspunkten scheint diese Aussage zu stimmen, denn Knochenbrüche, Verbrennungen oder ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung kommen häufiger vor als bei Mädchen. Im Widerspruch dazu gehen Jungen deutlich seltener zum Arzt, was Konsequenzen bis ins hohe Alter hat.
Aus vorgestellten Daten auf der Jahrestagung für Kinder- und Jugendmedizin ist ersichtlich, dass ein 3–4mal höheres Erkrankungsrisiko beim männlichen Geschlecht für Autismus, Enuresis, Stottern oder Lese-Rechtschreib-Schwäche besteht. Auch genetische Defekte (Down-Syndrom) oder Asthma, Heuschnupfen und Krebserkrankungen kommen gehäuft vor.
Auf Grund des ansteigenden Testosteronspiegels in der Pubertät steigt die Risikobereitschaft zu Verletzungen oder bei gefährlichen Sportarten (Snowboarden, Kite-Surfen, Rafting, Radfahren). Die Wahrscheinlichkeit, auf dem Rad zu verunglücken, ist auf einem gefahrenen Kilometer 4,5mal so hoch wie bei einem Mädchen. Auch Stürze mit tödlichem Ausgang sind über alle Altersgruppen 4mal häufiger. Das gilt auch bei Ertrinken, Verbrennungen, Vergiftungen oder Transportmittelunfällen. Leider ist auch die Rate an Suiziden, besonders bei homosexuellen Jungen, um das 4fache erhöht.
Nach der Pubertät gehen Jungen, bis auf Notfälle, immer seltener zum Arzt, Mann ist das „starke“ Geschlecht. Auch unsere Gesellschaft fördert weiter diesen Mythos, der zur Folge hat, dass Mann kein Gesundheitsbewusstsein erlernt. Die fatalen Folgen sind: Mann geht nicht zur Vorsorge und Mann stirbt im Durchschnitt ca. 5–6 Jahre eher als Frauen. Wichtig wäre eine bessere Aufklärung bereits in Kindergarten und Schule und spezielle Fortbildungen, um fehlende Kenntnisse zur Gesundheit (Ernährung, Gewicht, Rauchen) zu vermitteln und die Bereitschaft zur Vorsorge zu erhöhen.